»Die Gefahr des Politischen Islams, hinter dem letztlich eine faschistische Weltsicht steht, wächst.«
Mit dieser klaren Warnung beschreibt Lale Akgün (SPD), Mitbegründerin des Arbeitskreises Politischer Islam (AK Polis) und ehem. islampolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, die wachsende Bedrohung durch islamistische Strukturen in Deutschland. Dabei macht sie nicht nur die Akteure des Politischen Islams selbst verantwortlich – sondern auch das Verhalten der deutschen Politik, die trotz aller Warnungen weiter mit problematischen Islamverbänden kooperiere.
»Die ultrakonservativen bis islamistischen Verbände vertiefen die Gräben innerhalb der Muslime und zwischen Muslimen und Andersgläubigen.«
Akgün: »Die Politik geht über dieses Problem nach wie vor hinweg – und ein extremistischer Tiktok-Islam ist inzwischen an den problematischen Verbänden vorbeigezogen und predigt noch weit radikaler die Abtrennung von der vermeintlich ungläubigen deutschen Gesellschaft. Im Internet, in Shisha-Bars oder Kampfsportschulen missionieren diese Extremisten vor allem Jugendliche. Auch in den Vorständen von Moscheevereinen gewinnen sie Einfluss.«
Scharf kritisiert Akgün die Zusammenarbeit mit Organisationen wie der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e. V. (DITIB) und der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş (IGMG), die unter direktem Einfluss aus Ankara stehen. Bundesländer wie Rheinland-Pfalz, Hamburg oder Bremen setzen weiter auf Staatsverträge mit diesen Organisationen, in mehreren Bundesländern gestalten sie ungeachtet aller Erkenntnisse den islamischen Religionsunterricht (IRU) mit. »Das Argument, die Verbände verträten die Mehrheit der Muslime in Deutschland, ist offenkundig falsch.« Akgün sieht im AK Polis eine neue Chance, den Einfluss islamistischer Organisationen zurückzudrängen. Sie stellt zwei Kernforderungen in den Fokus:
- Ende der staatlichen Kooperation mit DITIB, IGMG & Co.: »Die Islamkonferenz war von Anfang an kaum mehr als ein Presseereignis, das reaktionäre Islamverbände salonfähig gemacht hat.«
- Abschaffung des islamischen Religionsunterrichts (IRU): »Der Kampf um diese zukünftige Generation ist entscheidend! Ihnen müssen wir eine Alternative zum engen Weltbild der Koranschulen und der reaktionären Moscheen bieten … Wir sollten stattdessen eine neutrale Islamkunde einführen, die über den Islam und andere Glaubenswege sachlich informiert. Wer weiß, vielleicht wird es ja eines Tages in allen Bundesländern einen neutralen Unterricht geben, den Juden, Christen, Muslime, Buddhisten und alle anderen gemeinsam besuchen!«
Islamismus und Rechtsextremismus – zwei Seiten derselben Medaille
Wer gegen Rechtsradikale auf die Straße gehe, müsse laut Akgün auch den Politischen Islam ebenso entschlossen bekämpfen. Denn beide Ideologien würden sich gegenseitig verstärken und langfristig die Demokratie gefährden. »Islamismus und deutscher Rechtsradikalismus sind kommunizierende Röhren. Sie treiben sich gegenseitig in die Höhe, weil sie einander das ideale Feindbild bieten.«

Auszug aus dem WELT-Interview von Till-Reimer Stoldt mit Lale Akgün mit der letzten Frage: »Was lässt Sie hoffen, dass Ihr ‚AK Polis’ deutsche Politiker umstimmen kann?«
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