Lale Akgün im gro­ßen WELT-Inter­view zur Grün­dung des AK Polis

Politischer Islam: »Sie wissen alles – und tun trotzdem nichts dagegen«. Die WELT veröffentlichte das Interview mit Lale Akgün am 7. Februar 2025. Eine der Fragen lautet: »Was lässt Sie hoffen, dass Ihr ,AK Polis' deutsche Politiker umstimmen kann?«

»Die Gefahr des Poli­ti­schen Islams, hin­ter dem letzt­lich eine faschis­ti­sche Welt­sicht steht, wächst.«

Mit die­ser kla­ren War­nung beschreibt Lale Akgün (SPD), Mit­be­grün­de­rin des Arbeits­krei­ses Poli­ti­scher Islam (AK Polis) und ehem. islam­po­li­ti­sche Spre­che­rin der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on, die wach­sen­de Bedro­hung durch isla­mis­ti­sche Struk­tu­ren in Deutsch­land. Dabei macht sie nicht nur die Akteu­re des Poli­ti­schen Islams selbst ver­ant­wort­lich – son­dern auch das Ver­hal­ten der deut­schen Poli­tik, die trotz aller War­nun­gen wei­ter mit pro­ble­ma­ti­schen Islam­ver­bän­den koope­rie­re.

»Die ultra­kon­ser­va­ti­ven bis isla­mis­ti­schen Ver­bän­de ver­tie­fen die Grä­ben inner­halb der Mus­li­me und zwi­schen Mus­li­men und Anders­gläu­bi­gen.«

Akgün: »Die Poli­tik geht über die­ses Pro­blem nach wie vor hin­weg – und ein extre­mis­ti­scher Tik­tok-Islam ist inzwi­schen an den pro­ble­ma­ti­schen Ver­bän­den vor­bei­ge­zo­gen und pre­digt noch weit radi­ka­ler die Abtren­nung von der ver­meint­lich ungläu­bi­gen deut­schen Gesell­schaft. Im Inter­net, in Shi­sha-Bars oder Kampf­sport­schu­len mis­sio­nie­ren die­se Extre­mis­ten vor allem Jugend­li­che. Auch in den Vor­stän­den von Moschee­ver­ei­nen gewin­nen sie Ein­fluss.«

Scharf kri­ti­siert Akgün die Zusam­men­ar­beit mit Orga­ni­sa­tio­nen wie der Tür­kisch-Isla­mi­schen Uni­on der Anstalt für Reli­gi­on e. V. (DITIB) und der Isla­mi­schen Gemein­schaft Mil­li Görüş (IGMG), die unter direk­tem Ein­fluss aus Anka­ra ste­hen. Bun­des­län­der wie Rhein­land-Pfalz, Ham­burg oder Bre­men set­zen wei­ter auf Staats­ver­trä­ge mit die­sen Orga­ni­sa­tio­nen, in meh­re­ren Bun­des­län­dern gestal­ten sie unge­ach­tet aller Erkennt­nis­se den isla­mi­schen Reli­gi­ons­un­ter­richt (IRU) mit. »Das Argu­ment, die Ver­bän­de ver­trä­ten die Mehr­heit der Mus­li­me in Deutsch­land, ist offen­kun­dig falsch.« Akgün sieht im AK Polis eine neue Chan­ce, den Ein­fluss isla­mis­ti­scher Orga­ni­sa­tio­nen zurück­zu­drän­gen. Sie stellt zwei Kern­for­de­run­gen in den Fokus:

  1. Ende der staat­li­chen Koope­ra­ti­on mit DITIB, IGMG & Co.: »Die Islam­kon­fe­renz war von Anfang an kaum mehr als ein Pres­se­ereig­nis, das reak­tio­nä­re Islam­ver­bän­de salon­fä­hig gemacht hat.«
  2. Abschaf­fung des isla­mi­schen Reli­gi­ons­un­ter­richts (IRU): »Der Kampf um die­se zukünf­ti­ge Gene­ra­ti­on ist ent­schei­dend! Ihnen müs­sen wir eine Alter­na­ti­ve zum engen Welt­bild der Koran­schu­len und der reak­tio­nä­ren Moscheen bie­ten … Wir soll­ten statt­des­sen eine neu­tra­le Islam­kun­de ein­füh­ren, die über den Islam und ande­re Glau­bens­we­ge sach­lich infor­miert. Wer weiß, viel­leicht wird es ja eines Tages in allen Bun­des­län­dern einen neu­tra­len Unter­richt geben, den Juden, Chris­ten, Mus­li­me, Bud­dhis­ten und alle ande­ren gemein­sam besu­chen!«

Isla­mis­mus und Rechts­extre­mis­mus – zwei Sei­ten der­sel­ben Medail­le

Wer gegen Rechts­ra­di­ka­le auf die Stra­ße gehe, müs­se laut Akgün auch den Poli­ti­schen Islam eben­so ent­schlos­sen bekämp­fen. Denn bei­de Ideo­lo­gien wür­den sich gegen­sei­tig ver­stär­ken und lang­fris­tig die Demo­kra­tie gefähr­den. »Isla­mis­mus und deut­scher Rechts­ra­di­ka­lis­mus sind kom­mu­ni­zie­ren­de Röh­ren. Sie trei­ben sich gegen­sei­tig in die Höhe, weil sie ein­an­der das idea­le Feind­bild bie­ten.«

Aus­zug aus dem WELT-Inter­view von Till-Rei­mer Stoldt mit Lale Akgün mit der letz­ten Fra­ge: »Was lässt Sie hof­fen, dass Ihr ‚AK Polis’ deut­sche Poli­ti­ker umstim­men kann?«

➡️ Wei­ter­le­sen: WELT – Poli­ti­scher Islam: »Sie wis­sen alles – und tun trotz­dem nichts dage­gen« (archi­viert)