Grün­dung des Arbeits­krei­ses Poli­ti­scher Islam (AK Polis) am 23. Novem­ber 2024

Bericht über die Gründung des Arbeitskreises Politischer Islam (AK Polis) am 23. November 2024 im Haus Weitblick in Oberwesel.

Am 23. Novem­ber 2024 wur­de der Arbeits­kreis Poli­ti­scher Islam (AK Polis) im Haus Weit­blick in Ober­we­sel gegrün­det. Die Grün­dungs­ver­an­stal­tung wur­de vom Gast­ge­ber Micha­el Schmidt-Salo­mon von der Giord­a­no-Bru­no-Stif­tung eröff­net und begann am Vor­abend mit einem Ein­füh­rungs­vor­trag von Armin Pfahl-Traugh­ber (Hoch­schu­le des Bun­des für öffent­li­che Ver­wal­tung), der den »Isla­mis­mus aus extre­mis­mus­theo­re­ti­scher Per­spek­ti­ve« beleuch­te­te. Dabei defi­nier­te er in Abgren­zung zu den Basis­wer­ten der moder­nen Demo­kra­tie die zen­tra­len Struk­tur­ele­men­te des Isla­mis­mus und ging auf Gemein­sam­kei­ten und Unter­schie­de von lega­lis­ti­schem und gewalt­ori­en­tier­tem Isla­mis­mus ein. In der anschlie­ßen­den Dis­kus­si­on wur­de u.a. die Fra­ge auf­ge­wor­fen, ob es für den zu grün­den­den Arbeits­kreis sinn­voll sein könn­te, von lega­lis­ti­schem und gewalt­ori­en­tier­tem Isla­mis­mus zu spre­chen, statt den Begriff des Poli­ti­schen Islam zu ver­wen­den. Die gro­ße Mehr­heit der Anwe­sen­den plä­dier­te jedoch für die Ver­wen­dung des Begriffs des Poli­ti­schen Islam, da die­ser dazu bei­tra­gen könn­te, die pro­ble­ma­ti­sche Fixie­rung auf isla­mis­ti­sche Gewalt­ak­te zu ver­mei­den und die flie­ßen­den Über­gän­ge zwi­schen lega­lis­ti­schem und mili­tan­tem Isla­mis­mus zu ver­deut­li­chen. Zugleich leg­ten die Anwe­sen­den gro­ßen Wert auf die kla­re Unter­schei­dung zwi­schen dem Poli­ti­schem Islam, der auf eine Über­win­dung der frei­heit­lich-demo­kra­ti­schen Grund­ord­nung abzielt, und dem selbst­ver­ständ­li­chen Recht von Mus­li­min­nen und Mus­li­men, sich im Rah­men der frei­heit­lich-demo­kra­ti­schen Grund­ord­nung aktiv an der poli­ti­schen Debat­te zu betei­li­gen. Die­se wich­ti­ge Dif­fe­ren­zie­rung wur­de auch in die Reso­lu­ti­on auf­ge­nom­men.

Arbeits­fas­sung der Reso­lu­ti­on

Die Reso­lu­ti­on ent­hält eine Defi­ni­ti­on des Poli­ti­schen Islam, eine Beschrei­bung der Auf­ga­ben und der Struk­tur des AK Polis sowie For­de­run­gen und kon­kre­te Schrit­te zur poli­ti­schen Umset­zung.

Fünf Hand­lungs­fel­der

Zur Umset­zung der Reso­lu­ti­on wur­den gemein­sa­me Akti­vi­tä­ten in den fol­gen­den fünf Hand­lungs­fel­der des AK Polis in der Auf­bau­pha­se (bis Novem­ber 2025) abge­stimmt:

I. Refor­men in Poli­tik und Ver­wal­tung
II. Schutz für Betrof­fe­ne
III. Bil­dung
IV. Digi­ta­ler Raum
V. Inter­na­tio­na­le Ver­net­zung

Par­tei­über­grei­fen­des und welt­an­schau­lich plu­ra­les Netz­werk

Im AK Polis arbei­ten Mus­li­me, Ex-Mus­li­me, Anhän­ger nicht-isla­mi­scher Reli­gio­nen, Agnos­ti­ker, Athe­is­ten und reli­gi­ons­freie Huma­nis­ten zusam­men. Der Arbeits­kreis deckt sowohl welt­an­schau­lich als auch par­tei­po­li­tisch ein brei­tes Spek­trum ab. Zu den Teilnehmer:innen des Grün­dungs­tref­fens sie­he Bil­der­ga­le­rie unten. Eine nament­li­che Über­sicht der im Arbeits­kreis mit­wir­ken­den bekann­ten Per­sön­lich­kei­ten ist in der Rubrik »Über uns« auf­ge­führt.

Zu dem Netz­werk des AK Polis gehö­ren rund 80 Per­so­nen – aus ver­schie­de­nen Berei­chen wie Poli­tik, Ver­wal­tung, Jour­na­lis­mus, Wis­sen­schaft, Men­schen­rechts­ar­beit und Bil­dung. Sie brin­gen umfang­rei­che Erfah­run­gen mit, unter ande­rem aus der »Deut­schen Islam­kon­fe­renz« (DIK), der »Kri­ti­schen Islam­kon­fe­renz« (2008/2013), der »Initia­ti­ve Säku­la­rer Islam« (ab 2019), der »Task Force Isla­mis­mus­prä­ven­ti­on« (ab 2024), dem »Exper­ten­kreis Poli­ti­scher Isla­mis­mus« (2021–2022) sowie der öster­rei­chi­schen »Doku­men­ta­ti­ons­stel­le Poli­ti­scher Islam«. Der AK Polis pflegt Netz­werk­kon­tak­te mit zahl­rei­chen Orga­ni­sa­tio­nen, dar­un­ter die Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft der Immi­gran­ten­ver­bän­de in Deutsch­land (BAGIV), die For­schungs­grup­pe Welt­an­schau­un­gen in Deutsch­land (fowid), das Frank­fur­ter For­schungs­zen­trum Glo­ba­ler Islam (FFGI), die Giord­a­no-Bru­no-Stif­tung (gbs), die Ibn-Rushd-Goe­the-Moschee Ber­lin, das Insti­tut für Welt­an­schau­ungs­recht (ifw), die Kul­tur­brü­cke Ham­burg, die Kur­di­sche Gemein­de Deutsch­land, die Säku­la­re Flücht­lings­hil­fe, der Ver­ein Säku­la­rer Islam Ham­burg, der Ver­ein für Demo­kra­tie und Viel­falt in Schu­le und beruf­li­cher Bil­dung, Terre des Femmes (TdF), der Zen­tral­rat der Ex-Mus­li­me (ZdE), der Zen­tral­rat der Kon­fes­si­ons­frei­en (ZKF) sowie die sechs vom Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um geför­der­ten poli­ti­schen Stif­tun­gen und the­men­be­zo­ge­ne Arbeits­krei­se der Par­tei­en.

Der AK Polis ver­steht sich als par­tei­über­grei­fen­des und welt­an­schau­lich plu­ra­les Netz­werk, das:

  • Inter­es­sier­ten eine Platt­form zur Ver­net­zung und Zusam­men­ar­beit bie­tet,
  • Poli­tik und Öffent­lich­keit zeigt, wie sich Mus­li­me und Ex-Mus­li­me gemein­sam gegen den Poli­ti­schen Islam und für die frei­heit­lich-demo­kra­ti­sche Grund­ord­nung ein­set­zen,
  • der Poli­tik als Ansprech­part­ner zur Ver­fü­gung steht, der ver­deut­licht, dass die Reli­gi­ons­frei­heit von Mus­li­men selbst­ver­ständ­lich geschützt, der Poli­ti­sche Islam aber ent­schie­den bekämpft wer­den muss,
  • staat­li­che Stel­len und poli­tisch Ver­ant­wort­li­che bei der wirk­sa­men Ver­tei­di­gung gegen die Bedro­hung des Poli­ti­schen Islams unter­stützt,
  • eine umfas­sen­de Erfor­schung des Phä­no­mens »Poli­ti­scher Islam« for­dert und för­dert sowie deren Ergeb­nis­se öffent­lich­keits­wirk­sam prä­sen­tiert.

Bil­der­ga­le­rie

Professor Armin Pfahl-Traughber, Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, über die extremismustheoretische Perspektive auf das Phänomen des Politischen Islam (22.11.2024. Foto: Ricarda Hinz)
Pro­fes­sor Armin Pfahl-Traugh­ber, Hoch­schu­le des Bun­des für öffent­li­che Ver­wal­tung, über die extre­mis­mus­theo­re­ti­sche Per­spek­ti­ve auf das Phä­no­men des Poli­ti­schen Islam (22.11.2024. Foto: Ricar­da Hinz)
Zeinab Herz, Preisträgerin des Arno-Esch-Preises 2024 und stv. Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime und sonstiger nichtreligiöser Menschen e. V. (23.11.2024. Foto: Ricarda Hinz)
Zeinab Herz, Preis­trä­ge­rin des Arno-Esch-Prei­ses 2024 und stv. Vor­sit­zen­de des Zen­tral­rats der Ex-Mus­li­me und sons­ti­ger nicht­re­li­giö­ser Men­schen e. V. (23.11.2024. Foto: Ricar­da Hinz)
(v.l.) Ali Ertan Toprak, Ehrenpräsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland e. V. / Mitglied im ZDF-Fernsehrat und Yahya Ekhou, Vorstand der Säkularen Flüchtlingshilfe e. V. (23.11.2024. Foto: Ricarda Hinz)
(v.l.) Ali Ertan Toprak, Ehren­prä­si­dent der Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft der Immi­gran­ten­ver­bän­de in Deutsch­land e. V. / Mit­glied im ZDF-Fern­seh­rat und Yahya Ekhou, Vor­stand der Säku­la­ren Flücht­lings­hil­fe e. V. (23.11.2024. Foto: Ricar­da Hinz)
Necla Kelek, Vorsitzende des Vereins Säkularer Islam Hamburg e. V. und u. a. im Vorstand von Terre des Femmes – Menschenrechte für die Frau e. V., über die Vorbereitung und öffentliche Unterstützung von Verfahren zur Schließung extremistischer Organisationen wie dem Islamischen Zentrum Hamburg (IZH) und die Nachnutzungspläne der Räumlichkeiten. (23.11.2024. Foto: Ricarda Hinz)
Necla Kelek, Vor­sit­zen­de des Ver­eins Säku­la­rer Islam Ham­burg e. V. und u. a. im Vor­stand von Terre des Femmes – Men­schen­rech­te für die Frau e. V., über die Vor­be­rei­tung und öffent­li­che Unter­stüt­zung von Ver­fah­ren zur Schlie­ßung extre­mis­ti­scher Orga­ni­sa­tio­nen wie dem Isla­mi­schen Zen­trum Ham­burg (IZH) und die Nach­nut­zungs­plä­ne der Räum­lich­kei­ten. (23.11.2024. Foto: Ricar­da Hinz)
Lale Akgün (am Mikrofon), ehem. islampolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion / Gründungsvorstand des Arbeitskreises Säkularität und Humanismus (AKSH) in der SPD und Philipp Möller, Vorsitzender des Zentralrates der Konfessionsfreien e. V. (23.11.2024. Foto: Ricarda Hinz)
Lale Akgün (am Mikro­fon), ehem. islam­po­li­ti­sche Spre­che­rin der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on / Grün­dungs­vor­stand des Arbeits­krei­ses Säku­la­ri­tät und Huma­nis­mus (AKSH) in der SPD und Phil­ipp Möl­ler, Vor­sit­zen­der des Zen­tral­ra­tes der Kon­fes­si­ons­frei­en e. V. (23.11.2024. Foto: Ricar­da Hinz)
Seyran Ateş, Leiterin der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, über das Projekt demokratie-mobil.berlin und Social-Media-Strategien in der Demokratiebildung. (23.11.2024. Foto: Ricarda Hinz)
Sey­ran Ateş, Lei­te­rin der Ibn-Rushd-Goe­the-Moschee in Ber­lin, über das Pro­jekt demokratie-mobil.berlin und Social-Media-Stra­te­gien in der Demo­kra­tie­bil­dung. (23.11.2024. Foto: Ricar­da Hinz)
(v.l.) Jessica Hamed, stv. Direktorin des Instituts für Weltanschauungsrecht; Reza Alipour, Bündnis 90 / Die Grünen und Verein Säkularer Islam Hamburg e.V., Seyran Ateş, Leiterin der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee, und Mina Ahadi, Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime und sonstiger nichtreligiöser Menschen e. V. (23.11.2024. Foto: Ricarda Hinz)
(v.l.) Jes­si­ca Hamed, stv. Direk­to­rin des Insti­tuts für Welt­an­schau­ungs­recht; Reza Ali­pour, Bünd­nis 90 / Die Grü­nen und Ver­ein Säku­la­rer Islam Ham­burg e.V., Sey­ran Ateş, Lei­te­rin der Ibn-Rushd-Goe­the-Moschee, und Mina Aha­di, Vor­sit­zen­de des Zen­tral­rats der Ex-Mus­li­me und sons­ti­ger nicht­re­li­giö­ser Men­schen e. V. (23.11.2024. Foto: Ricar­da Hinz)
Teilnehmer:innen auf der Terrasse des Hauses Weitblick in Oberwesel. (23.11.2024. Foto: Ricarda Hinz)
Teilnehmer:innen auf der Ter­ras­se des Hau­ses Weit­blick in Ober­we­sel. (23.11.2024. Foto: Ricar­da Hinz)