Eren Güvercin stellt fest, dass die Erwartungen, die an große Islamverbände wie DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V.) gestellt wurden, nicht erfüllt wurden. Er schreibt im Vorwort:
»Wir deutschen Muslime haben Besseres verdient. Wir dürfen uns nicht mehr zum Spielball politischer Interessen degradieren lassen. Doch dafür müssen wir auch etwas tun. Die breitere muslimische Zivilgesellschaft, aber auch der deutsche Staat und seine Religionspolitik müssen endlich Verantwortung für die Gestaltung muslimischen Lebens übernehmen und dürfen dieses Feld nicht anderen Staaten und ihren Einflussagenturen überlassen.«
»Ich plädiere in diesem Buch daher für eine religionspolitische Zeitenwende. Wir brauchen eine neue religionspolitische Ausrichtung, die den deutschen Staat, die muslimischen Verbände und auch die muslimische Zivilgesellschaft in die Pflicht nimmt. Ich gehe in diesem Buch hart ins Gericht mit DİTİB und anderen muslimischen Verbänden, nicht weil es mir darum geht, diese Strukturen bloßzustellen oder sie niederzumachen, sondern weil ich als gläubiger deutscher Muslim einen hohen Anspruch habe an jene Verbände, die für sich beanspruchen, muslimische Religionsgemeinschaften zu sein – und somit mich und alle anderen deutschen Muslime zu vertreten. Wenn sie es mit diesem Vertretungsanspruch ernst meinen, dann müssen sie sich auch daran messen lassen, inwiefern sie ihm gerecht werden. Wenn diese Strukturen sich zu einer Religionsgemeinschaft entwickeln wollen, dann müssen wir ihre inneren Realitäten mit dem öffentlich formulierten Anspruch abgleichen und kritisch diskutieren. Dieser kritische Diskurs ist mir deswegen so wichtig, weil nur dadurch eine selbstbewusste und vor allem selbstbestimmte deutsch-muslimische Religionsgemeinschaft entstehen kann.«
Buchbeschreibung
»Der Islam ist längst Teil von Deutschland. Doch in vielen deutschen Islamverbänden wie der DITIB wird ein konservatives, nationalistisches und in Teilen islamistisches Weltbild gepflegt. Der Journalist und gläubige Muslim Eren Güvercin zeigt, wie eng diese Organisationen personell und strukturell mit den Regierungen anderer Staaten – allen voran der Türkei und des Iran – verflochten sind und warum das so problematisch ist.
Obwohl nur ein Bruchteil der 5,6 Millionen in Deutschland lebenden Musliminnen und Muslime in den Islamverbänden vertreten sind, gelten diese nach wie vor als zentrale und bequeme Ansprechpartner für die Politik. Der deutsche Muslim Eren Güvercin macht jedoch unmissverständlich klar: Die Einflussnahme ausländischer Regierungen auf diese deutschen Verbände verhindert eine nachhaltige Verwurzelung und echte Integration der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland. Mit seiner Forderung nach einer religionspolitischen Zeitenwende ruft Eren Güvercin dazu auf, um die Herzen und Köpfe der deutschen Musliminnen und Muslime zu kämpfen und sie nicht den demagogischen, ferngesteuerten Umtrieben von DITIB & Co zu überlassen. Denn nur so kann der Islam in Deutschland zu einer wirklichen Bereicherung unserer pluralistischen, liberalen Gesellschaft werden.«
Eren Güvercin: DITIB und der ferngesteuerte Islam in Deutschland – Warum wir eine religionspolitischen Zeitenwende brauchen. 2025, C.H.Beck, ISBN 978–3‑406–82256‑8